Kurzinhalt:
Der Band enthält Bearbeitungen von 66 altakkadischen
Texten aus Tutub mit ausführlicher Einleitung,
Kommentaren und Kopien (in Auswahl). Erschlossen wird die
Edition durch vollständige, den Kontext wiedergebende
Indizes zu allen Eigennamen und Lexemen sowie eine Liste
aller Keilschriftzeichen, in der sämtliche
Verwendungsweisen dokumentiert sind.
In diesem Band und in den weiteren Teilen, die die Texte
aus Esnunna, Tell Sulaima, Tell Agrab und aus dem
Kunsthandel enthalten werden, sind die bisherige
Publikationen der altakkadischen Dijala-Texte
zusammengefaßt, durch unveröffentlichtes Material
ergänzt und sehr übersichtlich erschlossen.
This volume contains editions of 66 Old Akkadian texts
from Tutub, along with an extensive introduction,
commentaries, and copies (selection). The edition is
complimented with complete and detailed indices –
including the context – of personal names and lexemes,
and a list of all cuneiform signs with complete
documentation of their forms of usage.
This study and further studies, which will include the
texts from Esnunna, Tell Sulaima, Tell Agrab, and from the
antiquities market, combine earlier studies of the Old
Akkadian texts from the Dijala region, augments them with
unpublished material, and facilitates their
accessibility.
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Aus dem Inhalt:
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Die Texte der Akkade-Zeit und das Altakkadische
- Das Projekt »Die Texte der Akkade-Zeit«
- Die Textgrundlage
Der Duktus
Beispiele für unterschiedliche Zeichenformen in den Texten aus Tutub
Der Duktus der Texte aus Tutub
Das Syllabar
Die Transliterationen
Die Texte aus Tutub
- Fundumstände
Publikation
Datierung
Archivzusammenhang
Beziehung zwischen Tutub und anderen Städten und Regionen
Katalog der Texte
Konkordanzen
Die Texte
- I. Listen von Personen(gruppen) (Nr. 1–21)
II. Abrechnungen von Tieren (Nr. 22–45)
III. Abrechnungen und Auflistungen von verschiedenen Objekten (Gegenstände, Materialien, Lebensmittel, Tiere) (Nr. 46–63)
IV. Kaufurkunde (Nr. 64)
V, Vermerk über eine Inspektion (Nr. 65)
VI. Siegel (Nr. 66)
Glossare und Indizes
- I. Glossare
- 1. Akkadisch
2. Sumerogramme
3. Unsicheres
II. Namensindizes
- 1. Götternamen
2. Personennamen
3. Ortsnamen
4. Tempelname
5. Flußnamen
III. Die Keilschriftzeichen
- 1. Liste der Lautwerte
2. Liste der Zeichennamen
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EINLEITUNG
(Auszüge ohne Anmerkungen oder Diakritika)
Die Texte der Akkade-Zeit und das Altakkadische
Mit der Akkade-Zeit (nach konventioneller Datierung
2334–2154), die ihren Namen nach der von Sargon zum
politischen Zentrum erhobenen Hauptstadt erhielt, verbindet
sich eine der innovativsten Epochen der altorientalischen
Geschichte. Ereignisreiche, wechselvolle Jahrzehnte, in
denen Sargon die Gründung des ersten Imperiums auf
babylonischem Boden gelang, dessen Stabilisierung eines
großen Einsatzes bedurfte und das zeitweise von seinen
Nachfolgern nur mit außerordentlichen
Kraftanstrengungen in seiner Substanz erhalten werden
konnte, die Umstrukturierung der Staatsorganisation und die
Zentralisierung der Verwaltung, die Investitionen und
neugewonnenen Ressourcen, die zu einem Aufschwung der
städtischen Kultur, von Handwerk und Künsten
verhalfen, machen diese Epoche sowohl im Urteil der
babylonischen Nachfahren als auch des modernen Historikers
zu einem hochinteressanten und außergewöhnlich
produktiven Zeitalter.
Die inschriftlichen Quellen der Akkade-Zeit sind in einem
so reichen Ausmaß erhalten geblieben, daß sie
eine Fülle von Details zu erfassen erlauben. Mit der
Einführung und Etablierung des Akkadischen als
Verkehrs- und Kanzleisprache eröffnen sich der
Erforschung einer frühen Stufe dieser wichtigsten
altorientalischen Sprache gute Möglichkeiten. Ist die
präsargonische semitische Überlieferung aus
Babylonien, die zum überwiegenden Teil aus
Personennamen besteht, noch sehr wenig bekannt, so bieten
jetzt die zahlreichen offiziellen Inschriften, Urkunden und
Briefe wie auch vereinzelte Texte literarischer und anderer
Art eine ausreichende Basis für die Darstellung der
altakkadischen Sprachstruktur.
...
Faßte Gelb in MAD 2 und 3 noch die gesamten
semitischen Sprachzeugnisse des 3. Jahrtausends als
»Old Akkadian« zusammen, so ist inzwischen
deutlich geworden, daß zwischen der Überlieferung
der präsargonischen, der Akkade- sowie der
Ur III-Zeit gravierende Differenzen bestehen. Es ist
deshalb angebracht, diese drei Stufen voneinander zu
trennen, wobei allerdings die Details der Gemeinsamkeiten
wie auch der Unterschiede erst noch erarbeitet werden
müssen. Ich verwende insofern im folgenden den Begriff
»Altakkadisch« ausschließlich zur
Bezeichnung der in den Texten der Akkade-Zeit dokumentierten
semitischen Sprache.
Es ist einmal dieser veränderte Hintergrund unserer
erweiterten Kenntnisse, die eine aktuelle Behandlung des
Altakkadischen verlangen. Aber auch der seit 1961, dem
Erscheinungsjahr der letzten Auflage von Gelbs »Old
Akkadian Writing and Grammar«, zu verzeichnende
immense Zuwachs an publizierten Quellen und
Einzeluntersuchungen sowie die daraus resultierenden
Fortschritte im Verständnis sprachlicher und sachlicher
Details machen die Darstellung der altakkadischen
Orthographie, Phonologie, Morphologie und Lexikographie auf
dem jetzt möglichen Forschungsstand zu einer
wissenschaftlichen Herausforderung. In dem kürzlich
erschienenen Sammelband mit dem programmatischen Titel
»The Study of the Ancient Near East in the 21st
Century« formuliert Huehnergard in seinem Beitrag
»New Directions in the Study of Semitic
Languages« diese notwendige und vielversprechende
Aufgabe folgendermaßen:
»Other desiderata are detailed studies of a number
of Akkadian dialects ... There is enough new material
available that a new grammar of Old Akkadian should be
written to replace the ground-breaking study published by
I. J. Gelb thirty years ago [MAD 2/2].« (S.
256)
Das
Projekt »Die Texte der
Akkade-Zeit«
Erste Ergebnisse einer erneuten Analyse der
präsargonischen und Akkade-zeitlichen
Überlieferung faßte ich 1987 in meiner
Habilitationsschrift mit dem Titel »Untersuchungen zum
Altakkadischen« zusammen, die einige bis dahin
unerschlossene Aspekte von Sprachentwicklung, Orthographie
und Phonologie behandelt.
Es drängte sich mir dann bei der
anschließenden vertieften Beschäftigung mit den
altakkadischen Quellen immer deutlicher die Erkenntnis auf,
daß sich die grundlegenden Voraussetzungen, die
für grammatische Untersuchungen zum Altakkadischen
erfüllt sein müssen, noch in einem derart
unzureichenden Stand befinden, daß die darauf
aufbauende philologische Arbeit nur beschränkten Wert
haben kann und daß sogar einige zentrale
Fragestellungen überhaupt nicht angegangen werden
können. Die mit dieser Sachlage zusammenhängenden
Probleme sollen im folgenden erläutert werden.
Die Textgrundlage
Die Aufenthalte, die ich 1988–1990 in den Museen
von Baghdad, Chicago, Paris und Philadelphia verbrachte und
die in erster Linie geplant waren, um unklare Stellen an
Hand der Originale zu überprüfen, zeigten
überdeutlich, daß die Edition der Quellen in
vielen Fällen völlig unzureichend ist.
Als ein illustratives Beispiel für die Begrenztheit
der Voraussetzungen und die noch zu leistende Arbeit kann
die Edition der Königsinschriften dienen, die für
historische Untersuchungen Schlüsselcharakter haben und
die auch zentrale Quellen für die altakkadische
Sprachperiode darstellen.
...
Bei der längsten und wichtigsten altakkadischen
Königsinschrift, dem ausführlichen Bericht
über die »Große Revolte« gegen
Naram-Sin, will es ein Glücksfall der
Überlieferung, daß der zweite Teil fast
vollständig erhalten ist. Foster hat in der Editio
princeps ARRIM 8 (1990), 25ff., von der die folgenden
Bearbeitungen durch Frayne und Kienast abhängen, jedoch
nicht einmal den Text richtig identifiziert und so viele
entscheidende Details mißdeutet, daß Westenholz
den Schluß zieht: »As long as no reliable copy
or readable photographs are available, that tablet cannot be
used.« (BiOr 53, 121)
Inzwischen hat Wilcke, ZA 87 (1997), 11ff., eine neue
Bearbeitung mitsamt einer Kopie vorgelegt, die neben der
richtigen Zuordnung insgesamt große
Erkenntnisfortschritte bringt; ihm sind allerdings auch noch
so viele Verlesungen und Mißinterpretationen von
Schlüsselbegriffen unterlaufen, daß auch diese
Edition nur vorläufigen Charakter haben kann.
Sind wir im Bereich der Königsinschriften noch in
einer vergleichsweise guten Lage, was die Texteditionen
betrifft, so ist es bei den übrigen Quellen der
Akkade-Zeit eine Ausnahme, wenn zuverlässige, gut
indizierte Editionen zur Verfügung stehen. Als Resultat
ergibt sich, daß bislang viele Aspekte der Forschung
nur von gut eingearbeiteten Experten angegangen werden
können, wie im folgenden noch näher
auszuführen sein wird.
Hier muß die Forschungsarbeit zunächst
ansetzen, und sie hat große Aufgaben zu
bewältigen. Als Konsequenz aus diesen Umständen
schien es mir unabweislich, daß vor der Ausarbeitung
einer altakkadischen Schriftlehre und Grammatik zuerst die
einschlägigen Sprachzeugnisse in zusammenhängenden
und vollständig indizierten Bearbeitungen vorgelegt
werden müssen.
Dieses Unternehmen brauchte eine lange Phase der
Vorbereitung. Wegen der vielen sprachlichen und sachlichen
Schwierigkeiten, die sich aus den Besonderheiten der
altakkadischen Orthographie, den zahlreichen seltenen und
singulären lexikalischen Elementen, den regionalen
Eigentümlichkeiten der einzelnen Textgruppen, den
epigraphischen Problemen schlecht erhaltener Tafeln u.a.m.
ergeben, muß die philologische Arbeit, die sich um das
Verständnis der Details altakkadischer Texte
bemüht, sehr viel stärker als bei der
jüngeren keilschriftlichen Überlieferung mit Hilfe
von Strukturanalysen, internen Vergleichen usw. Kriterien
entwickeln, die Anhaltspunkte für die Deutung ergeben.
Je größer der Überblick über die
gesamten Akkade-zeitlichen Quellen ist, desto besser
können die einzelnen Texte bearbeitet werden.
Ich habe deshalb in jahrelanger Arbeit Sammlungen
aufgebaut und Datenbanken eingerichtet, in denen
annähernd vollständig das Korpus der Texte der
Akkade-Zeit in Transliterationen erfaßt ist und die
ferner von jeder sprachlichen Einheit alle Belege und von
jedem Zeichen sämtliche Gebrauchsweisen
dokumentieren.
Eine Fotosammlung, die Aufnahmen von über tausend
Tafeln enthält, soll den Vergleich von Zeichenformen
sowie die Erfassung von regionalen epigraphischen
Besonderheiten ermöglichen.
Schließlich sind Kollationen
unerläßliche Voraussetzungen für
zuverlässige Texteditionen. Im Gegensatz zu der
vorhergehenden präsargonischen und der folgenden
Ur III-Zeit stammt der weitaus größte Teil
der Akkade-zeitlichen Texte aus regulären Grabungen.
Während Raubgräber sehr schlecht erhaltene
Tontafeln und kleine Fragmente wegen ihres geringen
Marktwertes oft wegwarfen und nur die ansehnlicheren
Stücke in den Handel brachten, sind solche
beschädigten und fragmentarischen Dokumente bei den
wissenschaftlich kontrollierten Ausgrabungen in der Regel
sorgsam geborgen worden und fordern nun die Gelehrsamkeit
heraus.
Das Ziel einer Textedition muß natürlich sein,
von den Inschriften den größtmöglichen Teil
zuverlässig wiederzugewinnen. Hierbei sind die
Voraussetzungen bei der Akkade-zeitlichen Überlieferung
gerade bei beschädigten Texten besonders gut, verlangen
aber einen hohen Aufwand an der Aufbereitung des
Vergleichsmaterials.
...
Auf der Basis dieser Vorarbeiten beginne ich jetzt mit
der systematischen Edition der Texte der Akkade-Zeit.
Geplant sind folgende Einzelbände:
1. das Dijala-Gebiet, in mehreren Teilbänden sollen
nach den hier vorgelegten Texten aus Tutub diejenigen aus
Esnunna, Tell Agrab, Tell Sulaima sowie aus Raubgrabungen
bearbeitet werden;
2. Nordbabylonien (Kis, Mugdan, Sippar und Einzelfunde);
3. Gasur, Assyrien und Obermesopotamien;
4. Susa;
5. die Königsinschriften;
6. die altakkadischen Sprachzeugnisse in den Texten aus
Sumer.
Alle Bände, von denen sich mehrere in
vorangeschrittenen Stadien der Ausarbeitung befinden, werden
Transliterationen enthalten, sofern nicht bereits exakte
Bearbeitungen vorliegen, und in jedem Fall vollständige
Glossare und Indizes. Kommentare zu problematischen Lesungen
und Deutungen sowie Übersetzungen in Auswahl runden die
Editionen ab.
Der altakkadische Dialekt ist keineswegs eine
einheitliche Größe; es lassen sich signifikante
regionale Unterschiede im Sprachgebrauch und in der
Orthographie feststellen, die allerdings erst dann deutlich
werden, wenn die einzelnen zusammenhängenden
Textgruppen separat indiziert und dann einander
gegenübergestellt werden. Deshalb wird jeder einzelne
(Teil-)Band entsprechende Indizes enthalten, und ein
zusammenfassender Index abschließend die
übersichtliche Aufschlüsselung des gesamten
Materials bieten.
Mit diesem Konzept sollen einerseits die Voraussetzungen
für die Erarbeitung einer altakkadischen Grammatik
geschaffen werden, andererseits – insbesondere auch
den Nichtspezialisten – der Zugang zu den Quellen
erleichtert und der Aufwand für weiterführende
Untersuchungen verringert werden.
Ich beginne mit dem Dijala-Gebiet, weil zum einen aus
dieser Region die größte zusammenhängende
Gruppe von Texten in altakkadischer Sprache stammt und zum
anderen viele der bisherigen Publikationen am wenigsten den
Ansprüchen der Forschung genügen können.
Im Falle der erhaltenen Überlieferung aus Tutub
erübrigt sich angesichts des überwiegend
listenartigen Charakters der Texte meist eine
Übersetzung. Die Struktur der Inschriften wird in den
Einleitungen, die den Hauptgruppen jeweils vorangestellt
sind, beschrieben, und der Wortschatz wird dort oder in den
Kommentaren behandelt; über die Querverweise und die
zusätzlichen Angaben im Glossar ist ein leichter Zugang
zu den Einzelheiten gewährleistet.
Da Lexikon und Realien der Akkade-zeitlichen Texte bisher
erst teilweise in Detailstudien analysiert worden sind,
ließen sich konventionelle Übersetzungen der
Begriffe, die nur annähernd das Bedeutungsfeld
erfassen, nicht vermeiden. Auf der Basis des gesamten
Quellenmaterials sind natürlich noch viele
weitergehende Erkenntnisse zu gewinnen; eine solche
weitgesteckte Aufgabe kann die Edition einer begrenzten
Textgruppe aber nicht erfüllen.
Die philologischen und sachlichen Kommentare sind
ausführlicher gehalten, wenn sich in den Tutub-Texten
Besonderheiten finden, die bisher gar nicht oder nur
ansatzweise erörtert worden sind, oder wenn sie
Informationen liefern, die der bisher in der Fachliteratur
veröffentlichten Diskussion neue Erkenntnisse
hinzufügen. Wenn sich ein Problem keiner Lösung
zuführen ließ, mußte ich mich darauf
beschränken, die Deutungsmöglichkeiten
abwägend gegenüberzustellen bzw. den
Forschungsstand zu referieren. Im Interesse der
Nichtspezialisten gebe ich zusätzlich in vielen
Fällen auch dann, wenn die Quellen aus Tutub weder
spezielle Probleme aufwerfen noch neuartige Informationen
bieten, Hinweise auf wichtige Literaturbeiträge,
verzichte dann allerdings in der Regel darauf, die Details
auszuführen.
Relativ breiten Raum nimmt auch die Erörterung von
unsicheren oder mehrdeutigen Identifizierungen einzelner
Zeichen ein. Dahinter steht die Absicht, zukünftigen
weiterführenden Überlegungen möglichst
präzise Anhaltspunkte zu vermitteln bzw. den Grad von
Zuverlässigkeit der Interpretationen und
Schlußfolgerungen zu fixieren.
Eines wird man in dieser Editionsreihe vergeblich suchen:
philologische Kommentare zur Deutung von Personennamen. Auf
Grund der Mehrdeutigkeit des Schriftsystems, das
zusätzlich durch Elemente präsargonischer
Orthographie, die nur noch in der Schreibweise von
Eigennamen weitertradiert wurden, verkompliziert wird und
wegen der Sprachenvielfalt, die im Onomastikon der
Akkade-Zeit anzutreffen ist, sind in vielen Fällen die
Interpretationen unsicher, problematisch, mehrdeutig. Hier
lassen sich Fortschritte im Verständnis am besten dann
erzielen, wenn systematisch Kriterien durch
Strukturvergleiche und eine Analyse der Orthographie auf der
Basis aller Belege entwickelt werden. Diese Aufgabe kann im
Rahmen einer Textedition nicht erfüllt werden; sie ist
Teil des Grammatikprojektes.
Die prosopographischen Zusammenhänge werden nur
diskutiert, soweit sie für die Ergänzung und
Identifizierung von Zeichen und für die inhaltliche
Interpretation wichtig sind. Für die vielfachen
prosopographischen Beziehungen, die die Texte aus Tutub
untereinander aufweisen, wird allgemein auf den Namensindex
verwiesen.
Der Duktus
Der Duktus der Texte der Akkade-Zeit wird oft gelobt
wegen seiner Schönheit und Eleganz. So urteilt Gelb:
»From the esthetic point of view the Old Akkadian
writing is perhaps more beautiful than that of any other
period. In regularity of form, attention to detail, and
elegance of appearance it can hardly be matched in all the
long history of cuneiform writing.« (OAIC S. 177)
Diese Beschreibung ist prinzipiell natürlich
zutreffend, verkürzt aber gleichzeitig die Situation
sehr stark. Es waren nämlich drei verschiedene
Schriftformen nebeneinander in Gebrauch, die sich
unmittelbar schon im ersten Augenschein deutlich voneinander
abheben. Ich nenne sie im folgenden Duktus I, II und
III.
...
Der Duktus III ist so filigran, daß sich die
Einzelheiten kaum noch erfassen lassen. Oft sind 20 und mehr
ganz feine Striche zur Ausfüllung eines Zwischenraumes
unmittelbar nebeneinander gesetzt worden. Hat die
Tafeloberfläche in ihrer mehrtausendjährigen
Geschichte gelitten, so sind diese Feinheiten nur noch
schlecht oder gar nicht mehr zu erkennen, und wegen einer
leicht eintretenden Aberratio oculi sind diese kleinen
Keileindrücke ohnehin nur schwer auseinanderzuhalten.
Es ist außerdem technisch fast nicht möglich, die
Zeichen in Originalgröße zu kopieren und die
feinen Striche detailgetreu wiederzugeben, denn selbst feine
Zeichenstifte haben ebenso wie die üblicherweise
eingesetzten Reproduktionsmittel noch eine zu grobe
Auflösung, um die Einzelheiten darstellen zu
können. Die Kopie muß das Zeichen dann entweder
vereinfachen, wodurch sich der charakteristische Eindruck
des Duktus III verliert, oder aber beträchtlich
vergrößern; dann können zwar die einzelnen
Striche exakt umgezeichnet werden, aber der Eindruck von
Preziosität und Eleganz leidet.
...
Hochauflösende Hologramme sind gegenwärtig das
einzige technische Mittel, mit dem solche komplexen
Oberflächenstrukturen ohne Verlust an Informationen
adäquat dokumentiert werden können.
Ferner kann bei der Übertragung einer
dreidimensionalen Schrift auf ein zweidimensionales Medium
ein Merkmal kaum wiedergegeben werden, nämlich die
Tiefe der einzelnen Keileindrücke, wodurch sich Duktus
II und III gegenüber dem Duktus I abheben. Zwar
ließen sich hier mit dem Meßverfahren der
optischen Profilometrie objektive Kriterien für die
Klassifizierung gewinnen, doch ist gegenwärtig noch
nicht abzusehen, daß sich diese meßtechnisch
exakte Methode als Arbeitsmittel in der Keilschriftforschung
etablieren wird.
...
Als praktische Auswirkung erfolgt aus diesen
Umständen, daß die Bestimmung des Duktus
ausschließlich an Hand von Kopien mit großen
Unsicherheiten behaftet ist; nur der Zugang zu den
Originalen, zu Hologrammen oder zumindest sehr guten Fotos
ermöglicht präzise Zuordnungen.
...
Da es noch keine Untersuchung gibt, die die
Duktusmerkmale systematisch beschreibt und die vorliegenden
Dokumentationen sehr oft unzuverlässig sind,
können Schlußfolgerungen notwendigerweise nur
vorläufiger Natur sein. Ich beschränke mich daher
an dieser Stelle auf die beispielhafte Darstellung einiger
Beobachtungen, die abhängig vom Duktus den Wechsel von
sprachlichen Ebenen und orthographischen Elementen zeigen
und die Argumente für die Annahme unterschiedlicher
Funktionen der Texte liefern. Die dafür gewählten
Beispiele sind dabei möglichst Texten entnommen, zu
denen Fotos publiziert sind oder die ich kollationiert habe
und für die mir Fotoaufnahmen zur Verfügung
stehen.
1. Wechselnde Sprachebenen ...
2. Unterschiede in der Orthographie ...
3. Die Funktion der Texte ...
Als vorläufige Charakterisierung lassen sich die
verschiedenen Schriftformen in etwa folgendermaßen
beschreiben:
Duktus I: eine einfache Gebrauchsschrift für Notizen,
Duktus II: eine sorgfältige Schrift für Archivdokumente,
Duktus III: eine aufwendige kalligraphische Schrift für besondere Anlässe.
Da die verschiedenen äußeren
Erscheinungsformen der Schriftträger bisher noch nicht
systematisch beschrieben worden sind und die sprachlichen,
orthographischen und funktionalen Differenzen deshalb nur
sehr schwer analysiert werden können, gebe ich in der
vorliegenden Edition wie in den folgenden Bänden genaue
Angaben über den jeweils angewandten Duktus. In den
Einführungen zu den einzelnen Textgruppen weise ich
ebenfalls darauf hin. Die Textbasis aus Tutub alleine ist zu
schmal für die Erarbeitung der Details, doch sollen
diese Informationen als Grundlage für
weiterführende systematische Untersuchungen dienen
können.
...
Das Syllabar
Eine der charakteristischen Eigentümlichkeiten des
altakkadischen Syllabars liegt in den wenig entwickelten
Differenzierungsmöglichkeiten zwischen verwandten
konsonantischen Phonemen. Das beschränkte Inventar des
Syllabars erlaubt bei den Vertretern derselben Gruppe, die
Art und Ort der Artikulation gemeinsam haben, generell keine
weitere Unterscheidung zwischen den Merkmalen stimmlos,
stimmhaft und emphatisch. Beispielsweise dient bei den
dentalen Verschlußlauten das Zeichen DA zur Wiedergabe
der Silben /da/, /ta/ und /ta/ bzw. AD für /ad/, /at/
und /at/. Diese Begrenzungen sind bei den silbenanlautenden
Konsonanten zuerst im altbabylonischen Syllabar in einem
gewissen Ausmaß beseitigt worden, bei den
silbenauslautenden Konsonanten wurden sie in der Geschichte
des Keilschriftsystems nie überwunden.
Es ist deshalb um so bemerkenswerter, daß im
altakkadischen Syllabar auf der anderen Seite eine
große Redundanz zu bestehen scheint, denn wir finden
dutzende Zeichenpaare (wie BA – BA4, BI –
BÍ, BU – BÙ) und auch einige Tripel (wie
BIL – BÍL– BÌL), die in der
Transliteration als Homonyme behandelt werden in dem Sinne,
daß bei solchen Silbenzeichen kein Unterschied
zwischen den Konsonanten und Vokalen evident ist.
...
Die Ergebnisse entsprechender Analysen des altakkadischen
Syllabars, von denen hier nur eklektisch einige
demonstrative Beispiele geboten werden können,
führen zu der Erkenntnis, daß die Darstellung der
Morphologie gegenüber den bisher vorliegenden
Untersuchungen in erheblichem Ausmaß revidiert werden
muß. Als Resultat erhält auch der Vergleich mit
den jüngeren Dialekten eine sehr viel schärfere
Kontur.
Die in vielen Fällen unberechtigte Annahme,
daß Zeichenpaare Homonyme sind, während sie
vielmehr in Opposition zueinander stehen, und die etablierte
Praxis, die Schreibvarianten akkadischer Sprachformen durch
angepaßte Lautwerte in eine lexikalisch und
morphologisch standardisierte Norm zu überführen,
verstellen den Blick auf die Sprachwirklichkeit. Als Folge
dieser Methodik werden auch regionale Dialektunterschiede,
wie sie in einem so ausgedehnten Sprachraum, in dem das
Akkadische verbreitet war, selbstverständlich
koexistiert haben müssen, nicht deutlich. Dies gilt
nicht nur für das Altakkadische, sondern auch für
jüngere Dialekte. Von Sodens epochales Meisterwerk, der
»Grundriss der akkadischen Grammatik«,
vereinfacht und systematisiert oft viel zu sehr.
Die Darstellung der altakkadischen Morphologie muß
mit einer Analyse des Syllabars beginnen. Diese wird aber
erst dann zu maximal möglichen Erfolgen führen
können, wenn ein vollständiger Überblick
über das gesamte Zeicheninventar und alle
Gebrauchsweisen besteht und wenn außerdem die Details
von Duktus, regionalen Besonderheiten usw. beachtet
werden.
Ich habe deshalb das Editionsprojekt in dieser Reihe
»Die Texte der Akkade-Zeit« so konzipiert,
daß von jedem Zeichen, das zur Wiedergabe von
altakkadischen Sprachformen verwendet wird, nach
zusammenhängenden Textgruppen gegliedert sämtliche
Belege geboten werden. Auf dieser Basis kann dann die
Darstellung der Orthographie, Phonologie und Morphologie
aufgebaut werden, die die Einzelheiten mit der gebotenen
Ausführlichkeit behandeln wird.
Die Transliterationen
Ein ideales Transliterationsprinzip gibt es für
altakkadische Texte nicht. Der Informationsgehalt des
Syllabars ist so defektiv, daß die zugrundeliegende
Sprachgestalt nur ansatzweise deutlich wird und das
Verständnis der Inschriften entscheidend von externen
Interpretationsmitteln abhängt, die auf analytischem
Wege mit hohem Aufwand eruiert werden müssen.
Während die grundlegende Auseinandersetzung mit der
altakkadischen Orthographie, die einer detailreichen
Diskussion bedarf, Gegenstand einer eigenen Monographie sein
soll, mußte von Anfang an eine pragmatische
Entscheidung getroffen werden, welches
Transliterationsprinzip bei den Texteditionen zur Anwendung
kommen sollte. Es haben sich zwei unterschiedliche Systeme
zur Transliteration altakkadischer Texte etabliert, die mit
den Namen Gelb und von Soden verbunden sind, welche deren
Berechtigung jeweils ausführlich begründet und die
Regeln der Handhabung aufgestellt haben. Beide Systeme
unterscheiden sich primär durch das Ausmaß der
Interpretation.
...
Dem Spezialisten, der sich in den Quellen des 3.
Jahrtausends auskennt, dürfte keines der beiden Systeme
Probleme bereiten. Die Entscheidung für eines der
Transliterationsprinzipien ist eher eine Frage seiner
persönlichen Vorliebe, und es läßt sich die
Tendenz beobachten, daß diejenigen, die
ausschließlich oder überwiegend mit den Texten
des 3. Jahrtausends arbeiten, das System Gelbs bevorzugen,
während andere, die auch in der jüngeren Tradition
Forschungsschwerpunkte haben, zum System von Sodens neigen,
das eine bessere Kompatibilität innerhalb der gesamten
akkadischen keilschriftlichen Überlieferung
herstellt.
Eines schien mir von vornherein nicht sinnvoll,
nämlich einen der Standards zu verlassen und ein
eigenes innovatives System einzuführen. Die Anwendung
neuer Lautwerte z.B. zur Differenzierung zwischen den
Affrikaten und den einfachen Sibilanten oder zwischen den
Vokalen u und o bedürfte neben einer umfassenden
Begründung, die erst noch erarbeitet werden muß,
auch einer transparenten Organisation und würde bei den
Texteditionen wohl mehr zur Verwirrung als zur Klärung
führen. Eine konsequente Systematisierung, die die
Vieldeutigkeit des Syllabars widerspiegelt, indem nicht
zwischen den stimmlosen, stimmhaften und emphatischen
Vertretern einer verwandten Konsonantengruppe unterschieden,
sondern etwa nur der Lautwert für den stimmlosen
Konsonanten verwendet wird, müßte reichlich von
diakritischen Symbolen Gebrauch machen und auch viele
ungewohnte Syllabogramme verwenden, brächte aber kaum
einen zusätzlichen Gewinn an Verständlichkeit.
Da es letztlich meine Absicht ist, zur Erschließung
der altakkadischen Sprache auf dem heute möglichen
Forschungsstand beizutragen und die altakkadischen Texte in
Editionen vorzulegen, die auch dem Nichtspezialisten den
Zugang erleichtern sollen, habe ich mich für einen
pragmatischen Mittelweg entschieden. Ich gebe in den
Transliterationen möglichst viele
Verständnishilfen und verwende dazu das
interpretierende System von Sodens, wenn die akkadische
Etymologie gesichert oder zumindest sehr wahrscheinlich ist
und wenn die Morphologie transparent ist, und in allen
unklaren, unsicheren und mehrdeutigen Fällen einfache
Lautwerte im Sinne der Prinzipien von Gelb. Zusätzlich
sind akkadische Sprachformen in Kursivschrift gesetzt, um
das eindeutig akkadische Sprachgut gegenüber allen
anderssprachigen oder mehrdeutigen und unsicheren Elementen
abzuheben.
Die Transliterationen bleiben im konventionellen Rahmen;
sie sollen kein zusätzliches Spezialwissen zur
altakkadischen Orthographie voraussetzen, sondern mit den
herkömmlichen Mitteln interpretierbar sein. Ich konnte
in dieser Einleitung ohnehin nur einige eklektische
Beispiele vortragen, die die Methodik und die Resultate, die
sich damit erzielen lassen, erläutern sollen; das
Weitere muß der altakkadischen Grammatik vorbehalten
bleiben. Folglich transliteriere ich i3-li für /ile/
und i3-li2 für /ili/, lasse die Affrikaten unbezeichnet
usw. Die Zitierweise von Lexemen und die Wiedergabe der
Sibilanten in zusammenhängender Transkription richtet
sich nach dem altbabylonischen Standard (z.B. semum
»hören«); die Normierung von Eigennamen
schließt sich an die üblicherweise verwendeten
Formen an (also z.B. Naram-Sin).
Die Sibilanten
Eines der spezifischen Merkmale, die das altakkadische
Syllabar gegenüber den späteren orthographischen
Systemen abheben, besteht in der Darstellung der Sibilanten.
Das keilschriftliche Zeicheninventar kennt generell drei
Gruppen von Silbenzeichen, mit denen die Sibilanten
differenziert werden können:
...
Ich unterscheide in den Transliterationen konsequent
zwischen diesen drei Zeichengruppen in Anlehnung an das
System von Sodens, verwende aber die entsprechenden Symbole
primär graphemisch, also zur Kennzeichnung der
Zugehörigkeit eines Zeichens zu einer bestimmten
Gruppe, und nicht phonologisch zur Darstellung eines
bestimmten Phonems. Die Auseinandersetzung mit der
Phonologie der altakkadischen Sibilanten ist sehr komplex
und wird Teil des Grammatikprojektes sein, so daß die
pragmatische Transliterierung gemäß der
keilschriftlichen Orthographie ohne zu enge phonologische
Indikationen der richtige Weg zu sein scheint.
...
Weitere Editionsprinzipien
Bei den Textbearbeitungen habe ich mich um exakte Angaben
bemüht, was den Erhaltungszustand der Tafeln wie auch
der einzelnen Zeichen betrifft, zumal nicht von allen Texten
Kopien geboten werden konnten.
Wenn sich auf Grund des Krümmungsverlaufs der Tafel,
der Raumaufteilung oder der inhaltlichen Struktur
Rückschlüsse auf die ursprüngliche
Tafelgröße und auf den Umfang von
verlorengegangenen Teilen der Inschrift ziehen lassen, wird
dies mit entsprechenden Bemerkungen in den Transliterationen
oder aber in den Kommentaren mitgeteilt.
...
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Die Texte aus Tutub
...
In diesem Zustand fand ich die Tafeln im Iraq Museum im
Frühjahr 1990 vor. Es war in erster Linie den
Bemühungen des damaligen Custos Ahmad Kamil Muhamed zu
verdanken, daß diese Textgruppe wieder ausfindig
gemacht werden konnte, denn es waren weder die
Museumsnummern noch andere Details über den Verbleib
bekannt. Das behutsame Reinigen der Tafeln, ohne die
Beschriftung zu beschädigen, war ein sehr mühsamer
Prozeß, der in mehreren Etappen erfolgte und der mich
insgesamt viele Wochen in Anspruch nahm.
Die im Oriental Institute aufbewahrte Gruppe war vor der
Publikation in MAD 1 gereinigt worden, so daß Gelb die
Texte bearbeiten konnte, als der Zustand der Tafeln der
gleiche wie der jetzige war. Eine beträchtliche Zahl
von Verbesserungen gegenüber MAD 1 ergibt sich dadurch,
daß die Tutub-Texte vielfache prosopographische und
inhaltliche Verbindungen untereinander aufweisen und
daß mit dem wiedergewonnenen Wortlaut der Tafeln aus
dem Iraq Museum reiches neues Vergleichsmaterial zur
Verfügung steht. Außerdem hatte Gelb schlecht
erhaltene Zeichen sehr oft übergangen und nur zum Teil
versucht, die möglichen Lesungen zu ermitteln.
Die arbeitsorganisatorisch sehr unpraktische Aufteilung
der Funde machte mehrere abwechselnde Aufenthalte in beiden
Museen erforderlich, da die Arbeit mit der einen
Fundhälfte zu Interpretationsvorstellungen führte,
die dann bei der anderen zu überprüfen waren, und
da sich die möglichen Lesungen der meisten schlecht
erhaltenen, schwierigen Stellen nur durch mehrfache
Kollationen der Originale klären ließen. Am
Oriental Institute habe ich an dieser Textgrupe viermal in
den Jahren 1988, 1994, 1997 und 1998 arbeiten können,
im Iraq Museum 1990 sowie während mehrerer Aufenthalte
in den letzten Jahren.
Wegen der problemreichen äußeren
Umstände, die den Zugang nicht gerade erleichtern,
schien es mir angezeigt, die Texte aus dem Iraq Museum
möglichst vollständig zu kopieren. Lediglich in
einigen Fällen haben fragile Tafeln in der Zwischenzeit
so gelitten, daß eine Kopie nicht mehr sinnvoll war.
Überprüfungen sind hier auf Fotoaufnahmen des
früheren Textzustands angewiesen. Die Kopien geben
jeweils den aktuellen Zustand der Tafeln zur Zeit der
Umzeichnung wieder. Wenn entweder Gelb in MAD 1 oder
frühere Fotos einen vollständigeren Textzustand
bieten, wird darauf in den Kommentaren ausdrücklich
hingewiesen.
Da der vorliegende Band nur den Beginn einer
umfangreicheren Editionstätigkeit darstellen soll und
ich mich außerstande sehe, die hunderte Texte aus dem
Dijala-Gebiet, von denen bisher keine Kopien vorliegen,
umzuzeichnen, habe ich als Kompromiß den Weg
gewählt, von der Gruppe des Oriental Institute nur
einige inhaltlich ungewöhnliche Texte vollständig
zu kopieren, ansonsten mich aber auf diejenigen Stellen zu
beschränken, deren Entzifferung oder Deutung mir nicht
gelungen ist oder die epigraphisch auffällige Formen
bieten. Dabei schien es angebracht, jeweils den Kontext der
gesamten Zeile einzuschließen. Lediglich in den
Fällen, bei denen nur noch unspezifische Reste von
einzelnen Keileindrücken erhalten sind, die keine
Interpretation mehr erlauben, wurde von Umzeichnungen
abgesehen.
...
Archivzusammenhang
Die erhaltene Textgruppe bildete den Teil eines Archivs,
das der Verwaltung einer großen Wirtschaftseinheit
diente. Für solche Einheiten, die für die
sozioökonomischen Verhältnisse in der Akkade-Zeit
charakteristisch waren, hat sich der englische Begriff
household etabliert. Das deutsche »Haushalt« hat
nicht die identische Konnotation und wird deshalb von mir in
Anführungszeichen gesetzt; präziser, aber
umständlicher wäre der Ausdruck
»Haus(wirtschaft)«.
...
An vielen Stellen wird deutlich, daß es sich bei
diesem »Haushalt« um eine sehr komplexe
Wirtschaftseinheit gehandelt haben muß. Dafür
sprechen z.B. die großen Personalkapazitäten, die
in einem breiten Spektrum von Tätigkeitsbereichen
eingesetzt wurden, oder etwa Mengen, Qualität, Wert und
Vielfalt der aufgelisteten Objekte. Um die Analyse der
Quellen zu vereinfachen, habe ich die Texte nicht nach der
Reihenfolge der Inventarisierungs- oder Museumsnummern
ediert, die dem Zufallsprinzip unterworfen war, sondern sie
nach inhaltlichen Kriterien geordnet und jeder der drei
Hauptgruppen (Listen und Abrechnungen von Personen, Tieren
sowie Objekten verschiedenster Art) eine Einleitung
vorangestellt, die die wesentlichen Strukturmerkmale
beschreibt.
...
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